Der Dezember in Deutschland ist leider mal wieder nass und kalt, ich freue mich daher sehr auf diese neue Art des Reisens. Für mich ging es im Dezember 2019 nach Kuba - eine Reise mit dem Rad über die Insel weckte meine Neugier.

Mit der Condor landeten wir nach einem 11,5 h Stunden Flug abends in Havanna. Persönlich möchte ich Ihnen unbedingt empfehlen, sich vor Abflug das Premium Entertainment Paket  hinzuzubuchen, hierdurch vergeht die lange Flugzeit recht schnell.

Am Flughafen begrüßte uns unser Reiseleiter Emilio bereits und nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir unser Hostal del Buen Viaje. Eine wunderschöne kleine Stadtoase nahe des Capitols und weiterer bekannter Sehenswürdigkeiten dieser bezaubernd morbiden und trotzdem sehr sauberen Stadt.

Erster Stopp Havanna

Ausgeschlafen starteten wir am nächsten Morgen mit einem Stadtrundgang und verschafften uns einen ersten Überblick. Die Architektur sowie die Oldtimer versetzten uns kurzzeitig zurück in Kolonialzeit, teilweise hatten wir das Gefühl in einer Zeitmaschine zu sein. Musik aus allen Gassen, die Improvisationskunst der Menschen, verbreiteten einen besonderen Charme das karibische Lebensgefühl zog uns direkt in seinen Bann. Ein Besuch in Havanna muss eine Oldtimer-Cabrio-Tour beinhalten. Unser Fahrer, stilecht mit Hut und Hemd, hupte einmal laut und startete kubanische Salsa-Klänge und so ging es dann durch einen Tunnel auf die gegenüberliegende Hafenseite zur Christo-Statue mit wunderbarem Ausblick auf den Hafen von Havanna.
Einen weiteren Stopp legten wir im Hotel Gran Caribe Nacional de Cuba ein, wo schon viele prominente Gäste residierten und wir begeistert die Hall of Fame bestaunten. Ein absolut gelungener Start in eine unvergessliche Erlebnisreise.

Wir schwingen uns aufs Rad

Nun sollte am folgenden Tag der aktive Teil unserer Radreise beginnen und wir bekamen unser E-Bike für den heutigen Tag, alle super in Schuss mit Gepäckträgern und Helmen für alle Reiseteilnehmer in entsprechender Rahmengröße. Die geplanten 30 km aus Havanna heraus machten daher von Angang an Spaß und durch die motorisierte Unterstützung ein entspannter Einstieg für unsere Gruppe. Kleiner Tipp: auch wenn die Helme vor Ort verfügbar sind, ist es ratsam ggf. den eigenen mitzunehmen. Dies ist im Handgepäck gar kein Problem.
Unser E-Bike-Tag stand unter dem Motto ‚Betriebe auf Kuba‘ und so besuchten wir erst den Töpfermeister der Region El Cano und anschließend eine Trocknungsanlage für Heilkräuter. Wir erfuhren hierdurch viel über das tägliche Leben, die emanzipierte Stellung der Frau und lernten nachhaltige sowie kreative Einrichtungen kennen.
Den Nachmittag hatten wir in Havanna zur freien Verfügung und entschieden uns, die Galerie Alberto Korda zu besichtigen. Der Eintritt ist frei und wer spanisch versteht, kann sich vom Sohn des Fotographen herumführen lassen. Die Photographien zeigten die private Seite von Che Guevara und der Menschen zur Zeit der beginnenden Revolution. Es waren beeindruckende Aufnahmen und wir hatten das Glück, die Schwiegertochter des Galeristen anzutreffen, die uns einiges auf Englisch erklären konnte.

Auf zu den schönsten Orten

Vom leckeren Obst- und Ei-Frühstück gestärkt stiegen wir am darauffolgenden Tag in den Bus der uns vor die Stadt brachte. Von dort begann nun unsere richtige Radreise, die Räder befanden sich bereits im Bus. Bereits vor unserer Abreise hat jeder Teilnehmer seine Größe mitgeteilt, wodurch die richtige Rahmengröße direkt an Bord war. Der größte Luxus während der gesamten Reise war unser Bus, der die ganze Reise hinter uns fuhr, sowie ein Techniker, der kleine Probleme direkt beheben konnte.
So bestritten wir die ersten 35 km gut ausgerüstet und genossen die Fahrt durch kleine Dörfer und bezaubernde Landschaften voller Felder und Obstbaumplantagen. Mittagessen gab es in einer Finca und es folgte ein Rundgang mit Erklärungen zu ökologischen Projekten, Aufforstung und einem Obstgarten. Die Räder wurden in der Zeit wieder in den Bus geladen. mit welchem wir weiter nach Las Terrazas, UNSESCO Biosphärenreservat und ältester Nationalpark Kubas, fuhren.
Hier genossen wir zuerst einen wunderbaren Ausblick auf die mit Königspalmen bewachsenen Berghänge und starteten abschließend einen Rundgang durch die Gemeinde und das dort gelegene Hotel. Anschließend ging es zum Fluss San Juan, wo wir uns nach dem Radfahren und weiterem Programm unter einem kleinen Wasserfall erfrischen konnten.

Mit dem Fahrrad über die Autobahn nach Vinales

Am folgenden Tag hatten wir nun die mit 40km längste geplante Radstrecke vor uns, die aber erst einmal ganz entspannt mit der Abfahrt vom höher gelegenen Hotel Richtung Autobahn führte. Wir fuhren über diese hinweg (welche Interessant zu beobachten ist, wenn man die deutschen Autobahnen mit viel Verkehr und keinen Pferdekutschen gewohnt ist) und nahmen die alte Überlandstraße mit der das Vinales-Tal mit Havanna verbunden war. Durch die neue Autobahn war der Verkehr hier sehr entspannt und man konnte die ganze Reise sicher sein, dass alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Rücksicht nehmen, nicht zu dicht und nicht zu schnell überholen würden. Neben Oldtimern und LKWs begegneten uns Ochsenkarren, Pferdekutschen und diverse Radkonstruktionen. Die Landschaft um uns herum wurde immer bergiger und die Aussicht immer bezaubernder. Unser Bus erwies sich im Laufe der Tage nicht nur als praktischer Begleiter für längere Strecken, sondern ebenfalls als praktischer Wasser-Nachschub, der immer an Bord war und uns bei allen Pausen erneut versorgt hat.

 

Nach einem Stopp im Skulpturengarte Park La Güira mit toller Flora und Fauna ging es zu einer ganz besonderen Station unserer Reise: dem Patio von Mario Pelegrin, einem Künstler, der sein großen Anwesen nutzt, um den Kindern und Jugendlichen der Gegend den Zugang zu Kunst zu ermöglichen. Sie können hier malen, töpfern und gärtnern und haben einen sicheren und kreativen Ort, wo sie wunderbare Dinge zaubern können. Es ist möglich dort verschiedene Kunstwerke zu erstehen und eine wunderbare Zeit in dem vom Künstler geschaffenen Paradies zu verleben. Die nächsten Spendengelder werden in Waschmaschinen für die Gemeinde investiert, an der auch wir uns gern beteiligt haben. Es war eine tolle Erfahrung zu sehen, dass sich GEBECO bei diesen Reisen ebenfalls soziale verantwortlich fühlt und die Gäste durch die Vorstellung des Projektes ebenfalls sensibilisiert. Ein für uns sehr bewegender Moment.

 

Im Anschluss ging es zur Aussichtsplattform des Hotels ‚Los Jazmines‘ mit einmaliger Sicht auf das Vinales-Tal. Mittlerweile wieder auf dem Drahtesel, radelten wir mit kurzem Stopp beim Tabakbauern Alfredo runter ins Tal, fuhren dort eine Runde und gelangten schließlich nach Vinales, wo wir unser Hotel mit nicht minder schönem Ausblick bezogen.

Entspannung am Traumstrand

Den vorletzten Tag ließen wir die Räder unbeachtet und fuhren per Bus und schließlich per Fähre zur Cayo Levisa, einer kleinen Insel mit Mangrovenwäldern und traumhaft weißen Sandstränden. Mittags gab es ein Buffet und einen kleinen Rundgang, ansonsten stand der ganze Tag zum Erkunden der schönen Insel zur Verfügung. Ein Tag mit perfektem Karibik-Feeling. Diesen traumhaften Strand Tag ließen wir bei einem gemütlich-kreolischem Essen mit handgespielter Musik und einem Besuch im Open-Air-Salsa-Club ausklingen.

Entsprechend wehmütig waren wir, dass nun der letzte Tag und somit die letzte Radtour angebrochen war. Es ging zur Hotelbesichtigung zu einem etwas außerhalb von Vinales gelegenem paradiesischem Hotel namens Horizontes Rancho San Vicente. Persönlich möchte ich Ihnen unbedingt einige Tage im Vinales Tal empfehlen, es ist landschaftlich wirklich traumhaft, daher ist diese Unterkunft eine schöne Adresse. Die Rücktour mit etwas mehr Anstieg, als Abfahrt konnte wahlweise per Bus oder Bike zurückgelegt werden, hier spaltete sich die Gruppe zum ersten Mal.

Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob Sie fit genug sind für eine Radreise, haben Sie daher keine Probleme. Unser Guide Emilio hat und jeden Morgen über die anstehende Tour sowie teilweise herausfordernde Abschnitte informiert. Jeder konnte daher für sich immer entscheiden ob er diese mit dem Rad machen oder einfach in den Bus umsteigen möchte. Ebenfalls besteht gegen einen geringen Aufpreis inzwischen die Möglichkeit sich für die gesamte Reise ein E-Bike zu mieten.
Zurück in Havanna besichtigten wir noch das Haus des Künstlers José Fuster, aßen zu Abend und bestritten den mit 9,5 Flugstunden deutlich kürzeren Rückflug.

Fazit zu den Hotels

Hierzu möchte ich gern noch ein paar gesonderte Worte schreiben. Die Kubaner leben durch die schlechte wirtschaftliche Lage auf einem anderen Niveau als wir in der westlichen Welt. Ebenfalls die Hotels bei Rundreisen im Land haben längst nicht immer den besten Standard. In den Badeorten und den westlichen Hotelmarken ist der Standard immer um einiges besser als in den kleineren privat geführten Häusern. Ebenfalls sind die staatlichen Hotels eher einfach in der Ausstattung und eine kalte Dusche ist keine Seltenheit. Ich habe persönlich keinen besonders luxuriösen Standard erwartet, was ich auch Ihnen nur mitgeben möchte. Durch die Freundlichkeit der Menschen und das gute Wetter war für mich das Hotelzimmer jedoch gar nicht entscheidend. Dies ist eine wichtige Einleitung für die Sternekategorie, die auf Kuba daher anders zu bewerten ist.

Gran Caribe Nacional de Cuba****+: tolle Aussicht, um diese zu genießen muss ein Cocktail-Voucher erworben werden, dann kann auch die 'Hall of Fame' bestaunt werden; Zimmer sind altmodisch und dunkel

Florida****: sehr charmant und toll gelegen, angenehme Kühle durch Bauweise
Hostal del Buen Viaje: hier haben wir 3 Nächte verbracht; wirklich tolle Lage; die oberen Zimmer sind deutlich ruhiger als die unteren, hier hört man nur morgens die Schulklingel und -kinder aus dem Nachbargebäude, aber da steht man eh auf und geht die Umgebung erkunden. Fußläufig zum Capitol, Floridita, Waffenplatz und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten Havannas, zum Frühstück gibt es auch hier frisches Ei (Omelett, Rührei oder Spiegelei) und einen Obstteller pro Tisch, dazu wahlweise Kaffee, Tee oder frischen Saft

La Ermita***: bestes Hotel im Ort. Wunderschöne Aussicht schon zum Frühstück; Vinales ist fußläufig erreichbar, jeder Balkon hat 2 Schaukelstühle, ebenso mit wunderschöner Aussicht; toller Endspurt für Radreisende bergauf zum letzten Auspowern.
Einziges Manko: der Wasserdruck der Dusche

Hotel E Central Vinales****: wie der Name schon sagt, sehr zentral in Vinales gelegen; Vorteil: nah an Feierlichkeiten am Wochenende (z.B. wöchentliches Straßenfest immer samstags & Open-Air-Salsa-Club), also ggf. etwas lauter

Rancho San Vicente**+: wunderschön gelegen, wie eine kleine Oase i.d.N. von Vinales (8,- € mit dem Taxi, mit Rad ca 10-20 min oder mit dem Inselbus alle 90 min); eigene Schwefelbecken und kleiner Spa-Bereich mit Massage-Angebot, toller Ausgangspunkt für Wanderungen & Radtouren

Cayo Levisa**: Die Cayo Levisa kann man auch gut als Tagesausflug von Vinales aus machen, es lohnt sich allerdings, hier auch eine Nacht einzuplanen. Das Hotel bietet nicht den größten Komfort, aber die Zimmer sind solide und der Strand wunderschön.
Das Buffet ist ok, vielleicht fehlt etwas Salat und nachgelegt wird auch nicht alles, aber es gibt auch eine Live-Cooking-Station und die wunderschöne Umgebung lässt über Vieles hinwegsehen

Aktivreise:
Ich kann Ihnen nur empfehlen, lassen Sie sich auf diese aktive Art des Reisens ein. Die Gerüche der Natur, die freundlichen Menschen am Straßenrand, welche sich immer über einen kleinen Plausch freuen, es lohnt sich. Ich hatte nach einer Woche das Gefühl intensiver das Land kennengelernt zu haben als jemals zuvor per Mietwagen. Die Räder bei Gebeco sind qualitativ sehr hochwertig und werden regelmäßig gewechselt. Satteltaschen sowie Helme gehören auf jeder Radreise zur Ausstattung.

Herzlichst
Ihre Lena Schulze-Freyberg

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